Nahezu jedes schwerere Unwetter oder klimatisch ungewöhlnliche Ereignis wird heute mit dem Klimawandel in Verbindung gebracht. Meist werden dann noch Statiskten bemüht, die einen Kostenanstieg der Schäden durch Unwetter belegen. Wie sollte man da noch in Frage stellen, das etwas anderes als der Klimwandel Ursache dafür sein kann? Die Frage nach dem WIE soll hier genauso geklärt werden, wie die Frage nach dem OB ÜBERHAUPT.
Viel Wind um (fast) nichts
Nach den verheerenden Winterstürmen Vivian und Wiebke im Jahr 1990 in Mitteleuropa, war sich die wissenschaftliche Welt nahezu einig: Die Winter werden ab jetzt immer so stürmisch sein. Gleiches galt für die Hurrikan-Saison 2005: Noch nie wurden so viele und schwere Wirbelstürme an den US-Küsten registriert. Erstmalig in der Geschichte musste man bei der Namensgebung für die Stürme auf das griechische Alphabet zurückgreifen (das tut man dann, wenn wenn mehr als 26 Stürme mit Namen versehen wurden und die Buchstaben des normalen Alphabets nicht mehr ausreichen). Zum Ende der Hurrikan-Saison 2005 war man sich sicher: Die Saison 2006 wird wohl noch schlimmer.
In beiden Fällen wurden die Vermutungen bitter enttäuscht. In Mitteleuropa folgte mit Kyrill (Satellitenbild links) erst 17 Jahre später wieder ein markanter Wintersturm, der zudem auch noch schwächer als Vivian war und die Hurrikansaison 2006 war mit 4 tropischen Stürmen und gerade mal 5 Hurrikanen die schwächste seit etlichen Jahren.
Dabei muss eine Sache klar gestellt werden: Je wärmer das Wasser des Ozeans, desto wahrscheinlicher und desto stärker sind tropische Wirbelstürme. So hat man in langjährigen Beobachtungen tatsächlich eine statistische Zunahme der Anzahl und Intensität von Hurrikans festgestellt. Jedoch zeigt das Beispiel der Jahre 2005 und 2006, dass es der einfachen Gleichung mehr Wärme = mehr Stürme offensichtlich noch an Variablen mangelt, die wir nicht zu kennen scheinen. Vorhersagen über das Ausmaß von zukünftigen Sturmereignissen sind also statistisch machbar, aber für konkrete Vorhersagen unbrauchbar.
Das Vorkommen von Tornados in Deutschland sorgt auch immer wieder für Spekulationen über den Klimawandel. Früher hätte man davon nicht so viel gesehen und gelsesen. Stimmt! Früher war Deuschland weniger dicht besiedelt und niemand besaß ein Telefon mit eingebauter Kamera. Die Chance ein so seltenes Ereignis zu dokumentieren war damit denkbar gering. Heute kann man mit seinem "Handy" den eben gefilmten Tornado noch nachvertonen und ihn innerhalb von Sekunden auf Twitter, Youtube oder sonst irgendeine Plattform hochladen. Innerhalb von Minuten nehmen tausende Menschen so an einem Ereignis teil, dass von 20 Jahren vielleicht noch nicht mal jemand bemerkt hätte. Was also zugenommen hat sind nicht die Stürme, sondern deren mediale Präsenz. Im Übrigen stammt die erste gültige Definition für einen Tornado von Alfred Wegener, einem deutschen Polarforscher und Meteorologen. Sie stammt aus seinem Buch Wind- und Wasserhosen in Europa, welches bereits 1917 veröffentlicht wurde, einer Zeit also, in der der Begriff "Klimawandel" noch nicht mal existierte.
Wann kommt die Flut?
Jahrhundert-Flut, Jahrtausend-Flut: Nach dem Hochwasser an der Elbe und ihren Nebenflüssen im Jahr 2002 überschlug man sich mit verbalen Äußerungen um diesem markenten Ereignis einen schwer wiegenden Anklang zu verpassen. Statistisch gesehen sollte es sich bei diesem Ausnahmeereignis um ein Jahrunderthochwasser handeln. Statistisch häufen sich auch die Hochwässer an Flüssen in Deutschland. Doch auch hier irrt, wer den Klimawandel als Grund dafür annimmt:
In Dresden hatte man im August den höchsten jemals gemessenen Pegelstand verzeichnet. Komisch, denn weiter elbaufwärts in Pillnitz, lag der Pegel des März-Hochwassers von 1845 genauso hoch wie der seines mutmaßlichen "Jahrtausend-Kollegens" im August 2002 (siehe Bild). Wie kommt das?
Auch wenn die unglaublichen Niederschlagsmengen vom 12. und 13. Ausgust 2002 Anlass zu Besorgnis geben, alleiniger Auslöser für das Hochwasser waren sie nicht. Dichte Bebauung, fehlende Wälder und intensive Landwirschaft haben den Wasserhaushalt unserer Landschaft grundlegend verändert.
Wälder sind riesige Wasserspeicher. Die Waldböden und selbst die Vegetation eines Waldes können während eines Starkregenereignisses große Mengen an Wasser zwischenspeichern und verzögert an die Umwelt abgeben. Seit dem Mittelalter wurden jedoch vor allem für Bergbau, Industrie und landwirtschaftliche Nutzfläche die größeten Teile der sächischen Wälder gerodet. Tritt landwitschaftliche Nutzfläche die Nachfolge einer Waldgesellschaft an, so ist auch hier noch ein gewisses Wasserspeichervermögen vorhanden. Problematisch ist
jedoch die Brache. Ist die Feldkapazität der Böden ausgereizt, vermag die fehlende Vegetation den oberirdischen Abfluss des Wassers nicht mehr zu bremsen.
Hydrologisch am ungünstigsten sind Städte. Versiegelte Flächen, wie Straßen, Häuser, Parkplätze und Fußgängerzonen geben dem Wasser gar keine Möglichkeit zum Versickern. Bei starken Niederschlägen, fließt also alles Wasser oberirdisch ab. Beschleunigt wird der Abfluss durch die Kanalisation. Je besser die Regenwasserkanalisation einer Stadt ist, desto schneller gelangt das Wasser in die Bäche und Flüsse. Ein schnelles Ansteigen der Pegel ist die Folge.
Heute ist das Elbtal von Pirna bis Meißen fast durchgängig bebaut. Deswegen waren die Pegel umso dramatischer, je weiter stromabwärts man gemessen hat. Nahe der fast unberührten Natur, am Pegel Pillnitz, hatte das Hochwasser weniger dramatische Ausmaße.
Auch hier muss klar gestellt werden: Niederschläge wie die vom August 2002 hätten wahrscheinlich bei jeder Art der Flächennutzung ein Hochwasser ausgelöst. Ob das Ausmaß dieses Ereignisses bei intakter Landschaft genau so hoch gewesen wäre, darf aber bezweifelt werden. Im Übrigen ist auch bei diesem Ereignis nicht geklärt, ob der Klimawandel maßgeblich dafür verantwortlich ist. Das sächsische Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft prognostiziert gerade für die Sommermonate eine Abnahme der Niederschläge in Sachsen. Wenn die Modelle stimmen, wäre das Hochwasser des Jahre 2002 eher eine Ausnahme gewesen, statt eine Bestätigung für den Klimawandel.
schlechtes Wetter per Statistik, gutes Wetter per Investition
Die Münchener Rück (MunichREe) wird häufig zitiert, wenn esdarum geht, die Zunahme der Schäden durch den Klimawandel zu belegen. Rückversicherer wie die Münchener Rück sicheren Versicherungskonzerne ab, für den Fall, dass diese bei einem Akutereignis in Zahlungsschwierigkeiten kommen. Somit sind solche Gesellschaften in besonderem Maße daran interessiert, Statistiken über Naturkatastrophen zu erstellen und daraus Risikopotentiale für Länder und Regionen abzuleiten. Doch was sagen diese Statistiken?Auf den ersten Blick zeigt sich ein klarer Anstieg von Naturkatastropen jeder Art. Betrachtet man die Schadensereignisse differenziert, stellt man fest, dass vor allem meteorologische und hydrologische Ereignisse seit 1950 zugenommen haben (siehe Bild, zum Vergrößern bitte anklicken). Ein Indiz für den Klimawandel? Mag sein. Jedoch sollte man sich vor Augen führen, dass im Anfangszeitraum der Statistik, also um 1950, nur etwa 2,5 Mrd. Menschen die Erde bevölkerten. Heute sind es 7 Mrd. (für aktuelle Zahl bitte hier klicken). Was bedeutet das für die Statistik? Wie weiter oben bereits geschildert, ist die Wahrscheinlichkeit ein Naturereignis zu erfassen in einer Welt ohne Internet und Handy (ja, bis vor 1990 gab es beides nicht!) deutlich geringer. Weniger Menschen heißt auch weniger Städte, weniger Siedlungen, weniger Landwirtschaft. Hochwässer und deren Folgen wären also weniger häufig geschehen und weniger dramatisch ausgefallen. Insofern gibt es an der Statistik der Münchener Rück nichts zu zweifeln: Der Mensch nimmt Einfluss auf die Natur - und das sprübar! Aber ob all diese Ereignisse dem Klimawandel geschuldet sind? Die Münchener Rück lässt daran jedenfalls keinen Zweifel. Wie sollte sie auch. Wie überall, wo sich Politik und Forschung vermischen, gibt es Möglichkeiten Profit aus düsteren Prognosen zu schlagen. Die MunichRe-Gruppe beteiligt sich aus Klimaschutzgründen an der Erbauung eines der größten Solarfelder der Erde: dem Desertec-Projekt. Bleibt abzuwarten, ob die Statistiken der Münchener Rück in den kommenden Jahrzehnten eine Verbesserung der Klimasituation zeigen oder ob die Schäden an den Solarpanels durch Sandstürme die Statistik weiter verschlechtern.
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