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04:57 Uhr 
19:12 Uhr 
Tageslänge: 14 Stunden, 14 Minuten
für Freiberg
 
The Day after Tomorrow: Fiktion oder tatsächliches Risiko?
The Day after Tomorrow: Fiktion oder reales Risiko?

Vorwort

Filme, wie dieser Hollywoodstreifen sind darauf ausgelegt, mit beeindruckenden Bildern und dramatischen Szenen möglichst viele Zuschauer in die Kinosäle zu locken. Das ist dem Film gelungen, zumal er ein aktuelles und in den Medien viel diskutiertes Thema aufgreift: Die globale Erwärmung.
Betrachtet man den Streifen als das was er ist - nämlich reine Fiktion - so kann man behaupten, dass der Film dank der beeindruckenden Effekte zu den besseren seines Genres gehört.
Kritikwürdig ist jedoch, dass das von den Medien verunsicherte und fachlich unversierte Publikum Fiktion und Realität nur selten zu trennen vermag. Der Film beginnt mit reellen Ereignissen und fußt sogar auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Jedoch ist der schleichende Übergang von der Realität zu Fiktion für den Laien nicht erkennbar. Damit unterstützt der Film meiner Meinung nach den wissenschaftlich unausgereiften Diskurs des Themas in den Medien.

Jeder der sich den Film anschaut, sollte sich bewusst werden, dass die dargestellten Ereignisse nicht der Realität entsprechen. Die folgenden Beispiele zeigen, wo der Film jeder wissenschaftlichen Erkenntnis entbehrt.

Film: Prof. Jack Hall weist auf ein mögliches Versiegen des Golfstroms hin, welches eine neue Eiszeit auslösen kann. Das Versiegen des Golfstroms führt er auf das Abschmelzen der Polkappen zurück.

Realität: Dass das Aussüßen des Nordatlantikstromes die Wärmezufuhr der Nordhemisphäre unterbrechen kann, ist unter Klimaforschern nicht umstritten. Es würde allerdings eine sehr viel längere Zeit in Anspruch nehmen, als im Film gezeigt. Eine Abschwächung des Golfstroms konnte bislang jedoch nicht nachgewiesen werden. Außerdem läuft die im Film gezeigte Animation des Golfstroms/Nordatlantikstroms in die falsche Richtung. Das "Abschmelzen der Polkappen" wird gern in Zusammenhang mit der globalen Erwärmung genannt. Hätte der Film einen ersthaften wissenschaftlichen Hintergrund, hätte Prof. Hall diese Aussage differenzieren müssen.

Film: Schneefall in Neu-Delhi

Realität: Neu-Delhi liegt im nördlichen Teil des indischen Subkontinents. Dieses Region wird vom tropischen Wechselklima beeinflusst. Im Sommer heißt das Südwest-Monsun. Dieser bringt warme und feuchte Luft vom Indischen Ozean mit sich: Schneefall ausgeschlossen. Im Winter strömen Luftmassen aus dem Hochland von Tibet in die Region ein. Diese Luftmassen sind zwar zunächst kalt, erwärmen sich aber beim Absinken in die Gangesebene. Dieser so genannte Föhn-Effekt basiert auf thermodynamischen Gesetzen. Bei der Erwärmung trocknet die Luft zusätzlich aus: Schneefall ausgeschlossen. Auch "Wetterkapriolen" können den Schneefall nicht auslösen. Der kälteste Monat in Neu-Delhi ist mit ca. 14°C immernoch 5°C wärmer als unsere Jahresdurchschnittstemperatur.

Film: Schwerer Hagelstum in Japan

Realität: Hagel ist bei schweren Gewittern immer möglich. Jedoch ist die Größe der Hagelkörner begrenzt. Ab einer gewissen Größe können selbst stärkste Aufwinde die Hagelkörner nicht mehr in der Luft halten. Das größte jemals beschriebene Hagelkorn hatte einen Durchmesser von ca. 15 cm und wurde in den USA gefunden. Dort herrschen im Gegensatz zu Japan aber innerhalb der Tornado-Alley auch deutlich günstigere Bedingungen für die Bildung derart großer Hagelkörner.

Film (Zitat während eines Fernsehberichts): "Die zerstörerischer Gewalt mit der der Hurrican gestern über das völlig unvorbereitete Inselatoll hinweg gefegt ist ..."

Realität: Im Gegensatz zu Tornados treffen Hurrikane eine Region nie unvorbereitet. Tropische Wirbelstürme haben gewaltige Ausmaße und sind schon Tage vorher Eintreffen auf Land im Satellitenbild zu sehen. Außerdem haben die US-Forscher Computermodelle entwickelt, die die Zugbahn eines solchen Sturms auf Tage relativ präzise vorhersagen können. Da auch diese Stürme den Gesetzen der Thermodynamik folgen, sind "böse Überraschungen" ausgeschlossen.

Film: Tornados in Los Angeles

Realität: Tornados können fast überall in den gemäßigten Breiten auftreten, wenn die Bedingungen stimmen. Das tun sie an der Westküste der USA jedoch nicht. Kalte Meeresströmungen verhindern, dass sich die untere Atmosphäre im Sommer zu stark erwärmt. Kaltes Wasser hat außerdem eine sehr geringe Verdunstungsrate, so dass die Energie zur Aubildung großer Gewitterzellen fehlt - was aber für die Bildung von Tornados nötig wäre. Kalte Höhenwinde müssten aus den Rocky Mountains in die Region Los Angeles wehen. Das können Sie aber nicht, da in Folge der Corioliskraft in dieser Region Westwinde dominierend sind - es sei denn, die Erde würde Ihre Rotationsrichtung ändern.
Das im Film gezeigte Phänomen, dass mehrere Tornados aus einem Unwetter heraus entstehen können, ist zwar realistisch, aber durchaus selten.

(C) alle Bilder: 2004 Twentieth Century Fox.  
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